Drei Tage „Gleich-Geschlechtliche Erfahrungswelten“ - Jörg Litwinschuh, Projektleiter und Geschäftsführender Vorstand der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld zieht zum Abschluss des 1. LSBTI*-Wissenschaftskongresses Bilanz.
Frage: Sie betonen, dass Lehrer bei der schulischen LSBTI*-Aufklärungsarbeit möglichst externe Expert_innen einladen sollten, die authentisch über ihren Umgang mit Homosexualität berichten. Warum ist das so wichtig?
Frage: Sie berichten von queeren, trans*aktivistischen künstlerischen Arbeiten, die die Bilderwelt der heteronormativen Zweigeschlechtlichkeit herausfordern. Hat diese Kunst überhaupt eine Chance gegen die visuelle Übermacht?
Frage: Sie haben in Fokusgruppendiskussionen ermittelt, wie Jugendliche Zugehörigkeiten entlang von Geschlecht und sexueller Orientierung aushandeln und organisieren - was folgt daraus für eine geschlechtersensible politische Bildung? Können Sie ein Beispiel geben?
Vom Fitnessex zum Naturalismus: Wie das Trauma Aids zu einem Männlichkeitsparadigma führte und das Fanzine „Butt Magazine“ es in den Nuller-Jahren widerlegt.
Das beste Wissenschaftsposter beschäftigt sich mit dem Leben von trans- und intergeschlechtlichen sowie genderqueeren Jugendlichen
Der Kongress im Endspurt: Die Stuhlkreise für die moderierte Reflexion in Kleingruppen stehen und der Karton mit den Evaluationsbögen füllt sich...
Die Passage im Koalitionsvertrag, die sich mit Trans* und Inter* beschäftigt, ist „windelweich“, so die einhellige Meinung auf der Podiumsdiskussion zu Intersex*. Auch die Stellungnahme des Deutschen Ethikrats gehe nicht weit genug.
Professor Ralph J. Poole untersucht in seinem Vortrag „Heterosexuelle sind die neuen Schwulen“ Entwicklungen im Kinofilm und Fernsehserien seit 2000.
Frage: Sie betonen, dass in den Anfängen der organisierten Schwulenbewegung, zur Zeit von Magnus Hirschfelds „Jahrbuch für sexuelle Zwischenstufen“, belletristische Literatur in der emanzipatorischen Argumentation eine große Rolle spielte. Was kann der Rückblick darauf nützen für Gegenwart und Zukunft?
Frage: Sie betonen, Inter* sei kein Spezialproblem weniger Betroffener, sondern verflochten mit der gesellschaftlichen Regulierung von Geschlecht und Sexualität. Welche anderen Aspekte von Normierungsgeschichte meinen Sie?
Frage: Sie betonen, wie innovativ die Queer Theory für das Schreiben von Geschlechter- und Sexualitätsgeschichte ist - und setzen diese Ansätze ab vom „Auffinden vermeintlicher queerer Ahnen“ beziehungsweise der „schwulen Ahnengalerie“. Was meinen Sie damit?
Trans*Menschen sollen bei Trans*Studien mitentscheiden dürfen, fordert Arn Sauer von TransInterQuer e.V.. Und warum gelten Trans* eigentlich immer noch als krank?
Frage: Sie stellen fest, dass trotz des Booms des Queer Cinema lesbische Repräsentation im Kino bis heute marginalisiert bleibt und schwule Sujets domnieren. Welche Gründe sehen Sie dafür?
Frage: Sie sprechen von den Möglichkeiten und Grenzen der Kategorie Heteronormativität für queere theoretische und empirische Forschung. Wo sehen Sie diese Grenzen, wie kritisch sehen Sie die Kategorie?
Die 4. Hirschfeld-Lecture der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld hält der Londoner Soziologe Jeffrey Weeks. Titel: „Sexuelle Gleichberechtigung: Gender, Sexualität und homosexuelle Emanzipation in Europa“. In seinem Vortrag würdigt Jeffrey Weeks Magnus Hirschfeld (1868-1935) als „überragende Gestalt“ und „internationale Figur“: einerseits auf dem Gebiet der Sexologie, also der Sexualwissenschaft, andererseits auf dem Feld der homosexuellen Emanzipation und der Sexualreform.
Frage: Sie beschreiben die einstige LSBTI*-Bewegung in der DDR als vielfältiger als in den anderen sozialistischen Ländern. Was waren die Hauptgründe dafür, dass sich diese größere Vielfalt entwickeln konnte?
Lesben sprechen genauso tief oder hoch wie Heteras.
Frage: Sie kritisieren, dass der Deutsche Ethikrat in seiner Stellungnahme 2012 der zentralen Forderung der Inter*-Verbände nach dem Ende der chirurgischen und hormonellen medizinischen Eingriffe im frühen Kindesalter nicht gefolgt ist. Wie können Ihrer Meinung nach Fortschritte im Sinne der Inter*-Community erreicht werden?
Zülfukar Çetin zeigt anhand der Analyse von ausgewählten Studien, die in den letzen zehn Jahren durchgeführt wurden, wie Homophobie in unserer Gesellschaft immer klassifiziert, kulturalisiert und rassifiziert wird.
Frage: Ihr Thema ist die Transbewegung seit den 1990er Jahren. Wie hat diese Bewegung sich qualitativ und quantitativ verändert? Welche Rolle spielen etwa der deutsche Verein Triq und das europäische Netzwerk Transgender Europe?
Sind Trans*Personen krank? Laut ICD-10 schon.
Frage: Für Ihre Untersuchung haben Sie Interviews mit intersexuellen Kindern beziehungsweise Jugendlichen und ihren Eltern über deren Erfahrungen in einer zweigeschlechtlich ausgerichteten Lebenswelt gemacht. Welche Konsequenz ziehen Sie daraus zu dem umstrittenen Thema der geschlechtszuweisenden Operationen und Behandlungen?
Frage: Sie stellen in Ihrem Vortrag das 2009 gegründete internationale Forschungsprojekt das „Transrespekt versus Transphobie Weltweit (TvT) vor. Was ist die zentrale Aufgabe diese Verbundes und wieviele Institute/ForscherInnen haben sich darin zusammengeschlossen?
Frage: Sie haben zum erhöhten Suizidrisiko von homo- und bisexuellen Menschen geforscht und sprechen von Defiziten in der Suizidprävention. Inwiefern haben die Gesundheitssysteme hier Nachholbedarf?
Frage: Wie wirken sich Psychologisierungen auf den heutigen Umgang mit LSBTI* aus? Sehen Sie hier auch noch Auswirkungen auf dem Umgang mit homosexuellen Menschen?
Wo blieb die Bewegung lesbischer Trümmerfrauen? Dieser Frage geht Historikerin Kirsten Plötz nach.
Prof. Dr. Phil Langer stellt in seinem Vortrag das „Forschungsprojekt 50plushiv - Eine Studie über das Älterwerden mit HIV/AIDS in Deutschland“ vor. Anhand eines Interviews mit dem 56-jährigen Klaus berichtet er von Stigmaerfahrungen bei HIV-positiven schwulen Männern im Alter.
Der Gender_Gap beeinträchtigt nicht die Lesbarkeit von Texten, haben Forscher_innen herausgefunden. Es fühlt sich nur so an.
Sie forschen zur Homophilenbewegung der 1950er und 1960er Jahre und stellen fest, dass die Geschichte der deutschsprachigen wie der europäischen Homophilenbewegung nach wie vor ungeschrieben sei. Was sind die Gründe dafür?
Die Podiumsdiskussion „Ich lebe was, was du nicht siehst“ ging der Frage nach, warum das Bild von LSBTI* so oft von Stereotypen und Sensationslust beherrscht wird. Unter anderem wurde darüber debattiert, warum Lesben so selten in den Medien vorkommen, Schwule meist als Paar, und Intersexuelle meist nur als Opfer und „Problem“. Moderiert wurde das Podium von taz-Chefredakteurin Ines Pohl.
Wie diskutiert man mit 300 Menschen? In einem Goldfischglas!
Lesbische Liebe wurde in der Zeit des Nationalsozialismus nicht strafrechtlich verfolgt, weil sie nicht als gefährlich galt. Unterdrückt wurde sie trotzdem. Welche Strategien die Frauen entwickelt haben, um zu überleben, erklärt Dr. Claudia Schoppmann in ihrem Vortrag.
Die Rechstanwältin Ilka Quirling und die Professorin Elisabeth Tuider sprechen über Illegalität, Asyl und LSBTI*. Am Ende ihrer Diskursanalyse stellen sie fest: Im Asylrecht hat es wenig Fortschritte gegeben.
Dr. Gesa Teichert beschreibt in Ihrem Vortrag die schwierge „Heimat“-Suche von Lesben und Schwulen mit Behinderung. Außerdem mahnt sie an, dass Queer Studies und Disability Studies die Perspektive der Intersektionalität stärker berücksichtigen müssten. Teichert kritisiert, dass in der „Krüppel“- beziehungsweise LSBTI*-Szene eine „doppelte Staatsbürgerschaft“ üblicherweise nicht vorgesehen sei.
Frage: In den vergangenen Jahren gab es Fortschritte bei der Anerkennung der Menschenrechte für LSBTI*. 2011 verabschiedete der UN-Menschenrechtsrat erstmals dazu eine Resolution. Trotz dieses Meilensteins haben Sie jüngst bei der Nürnberger LSBTI*-Menschenrechtskonferenz von „fortbestehendem Handlungsbedarf“ gesprochen. Was wären weitere Schritte?
Je mehr sich Homosexuelle organisierten, umso leichter wurde es, sie aufzuspüren und staatlich zu verfolgen. Durch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter war es noch nie so einfach wie heute, sagt Dr. Klaus Müller in seinem Vortrag zum historischen Umgang mit sexueller und geschlechtlicher Vielfalt.
Je mehr sich Homosexuelle organisierten, umso leichter wurde es, sie aufzuspüren und staatlich zu verfolgen. Durch soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter war es noch nie so einfach wie heute, sagt Dr. Klaus Müller.
Der Historiker Ralf Dose von der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft skizziert in seinem Vortrag die aktuellen und künftigen Arbeitsfelder der Forscher_innen der Gesellschaft. Und er beantwortet klar und eindeutig die rhetorische Frage aus dem Vortragstitel: „Magnus Hirschfeld und das Institut für Sexualwissenschaft - Muss man da noch forschen?“ Und zwar so: „Ja sicher. Es gibt viel zu tun.“
Frage: Wieso erweist es sich als so schwierig, das deutsche Transsexuellengesetz so zu reformieren, dass es den Forderungen der Verfassungsrichter und der Trans*-Community gerecht wird?
Frage: Ab 1. November 2013 werden Geburten ohne Geschlechtseintrag registriert, sofern „das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet“ werden kann. Das ist ein Fortschritt, allerdings ein punktueller. Welche weiteren Regelungen wären für Inter*-Menschen wichtig?
Frage: Ihr Thema sind die Identitäten und Selbstbilder von Bisexuellen. Wenn es auf das Thema Bisexualität kommt, mag sich so manche(r) denken „Entweder-oder!“. Bi - das komme ja sowieso nur in „Stern“-Titelgeschichten vor. Was würden Sie da entgegnen?
Frage: Sie haben sich in Ihren jüngsten historischen Forschungen auch mit Lesben und Schwulen auf dem Dorf befasst. Haben Homosexuelle auf dem Lande wirklich einen so schweren Stand, wie meist vermutet wird?
Der Kongress ist eröffnet: Jörg Litwinschuh, Vorstand der Bundestiftung Magnus Hirschfeld, und Ministerialrätin Christina Hadulla-Kuhlmann vom Bundesministerium für Bildung und Forschung begrüßen die Teilnehmer_innen.
Nur wenn wir kritisch statt verklärend auf Vergangenes schauen, kann uns historische Erinnerung wirklich nützen, sagt der Historiker Professor Michael Schwartz. Auch Magnus Hirschfeld verträgt Kritik - zum Beispiel dafür, dass er Eugenik als ebenso progressiv wahrnahm wie sein Eintreten für die Entkriminalisierung der Homosexualität.
Die wissenschaftliche Koordinatorin und Organisatorin des LSBTI*-Wissenschaftskongresses der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld Janine Dieckmann im Gespräch über Merhfachdiskriminierung, Forschungsideen und Männerfußball.
Die Blogger begrüßen die Kongressteilnehmer_innen!