1. LSBTI*-WISSENSCHAFTSKONGRESS

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Hirschfeld-Orte in Berlin

Am 6. Mai 1933 zerstörten (80. Jahrestag der Zerschlagung des Instituts für Sexualwissenschaft) die Nationalsozialisten das von Magnus Hirschfeld (1868-1935) gegründete Institut für Sexualwissenschaft in Berlin. Hirschfeld, der jüdische Arzt und Sexualreformer, hatte das Institut 1919 gegründet. Bereits 1897 hatte Hirschfeld das Wissenschaftlichhumanitäre Komitee (WhK) ins Leben gerufen, eine Aktionsgruppe gegen den antihomosexuellen Strafrechtsparagrafen 175. Hirschfeld starb 1935 im französischen Exil. An verschiedenen Orten in Berlin wird an den Pionier der ersten homosexuellen Emanzipationsbewegung und Namensgeber der Bundesstiftung Magnus Hirschfeld erinnert. Neben den Orten des Gedenkens gibt es auch Forschungsstellen, Menschenrechtsgruppen und weitere Einrichtungen, die im Sinne Hirschfelds tätig sind. Diese Karte führt zehn dieser Orte auf und beschreibt sie in kurzen Texten.

Standorte
 

1. Ort

Magnus-Hirschfeld-Ufer mit Hinweistafeln zur Homosexuellenbewegung, Tiergarten, 10557 Berlin

2008 erhielt die Spreepromenade zwischen Moltke-Brücke und Kanzlergarten den Namen Magnus-Hirschfeld-Ufer. Es liegt schräg gegenüber des Bundeskanzleramtes und in der Nähe des historischen Orts des Instituts für Sexualwissenschaften. Die feierliche Umbenennung fand am 6. Mai 2008 statt, 75 Jahre nach der Zerstörung des Instituts für Sexualwissenschaften. Seit dem 2. September 2011 erinnern am Hirschfeld-Ufer auch zwei Infotafeln an die erste homosexuelle Emanzipationsbewegung. An dieser Stelle soll auch ein Hirschfeld-Denkmal entstehen: LSVD Lesben- und Schwulenverband Berlin-Brandenburg.

 

2. Ort

Gedenktafel in der Nähe des historischen Orts des Hirschfeld-Instituts, Spreeuferweg/In den Zelten 8-10, Tiergarten, 10557 Berlin

In der Nähe des Hauses der Kulturen der Welt erinnert seit 1994 eine Gedenktafel auf einem eisernen Träger an den historischen Ort des Instituts für Sexualwissenschaft und seinen Gründer Magnus Hirschfeld. In der Inschrift der Tafel wird auch der Überfall auf das Institut durch die Gestapo und organisierte Gruppen des NS-Studentenbundes beschrieben: „(...) vom preußischen Staat als Stiftung anerkannt, wurde dieses Gebäude von den Nationalsozialisten im Mai 1933 geplündert und zweckentfremdet, sowie seine über 12.000 Schriften öffentlich verbrannt (...)“.

 

3. Ort

Gedenkstele am Ort der Gründung des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees (WHK), Otto-Suhr-Allee 93, Charlottenburg, 10585 Berlin

Eine Gedenkstele (Gedenkstele für Magnus Hirschfeld) aus Bronze mit einem Profilrelief von Magnus Hirschfeld erinnert seit dem 14. Mai 1995 an das frühere Wohnhaus des Sexualwissenschaftlers und seine wichtige Rolle in der ersten homosexuellen Emanzipationsbewegung. Hier begann Hirschfeld 1897 mit dem Aufbau des Wissenschaftlich-Humanitären Komitees (WhK), und hier entstanden auch die Pläne für das spätere Institut für Sexualwissenschaft. In der Inschrift heißt es unter anderem: „(...)das engagierte Wirken von Magnus Hirschfeld mahnt bis heute zu Toleranz und Akzeptanz gegenüber Minderheiten in unserer Gesellschaft (...)“.

 

4. Ort

Bundestiftung Magnus Hirschfeld, Mohrenstraße 63, Mitte, 10117 Berlin

Die Bundestiftung Magnus Hirschfeld, Veranstalterin des 1. LSBTI*-Wissenschaftskongresses „Gleich-Geschlechtliche Erfahrungswelten“, wurde im Jahr 2011 errichtet. Die Stiftung hat zum Ziel, an Magnus Hirschfeld zu erinnern, Bildungs- und Forschungsprojekte zu fördern und einer gesellschaftlichen Diskriminierung von LSBTI* in Deutschland entgegenzuwirken. Die Stiftung will dabei die Akzeptanz von Menschen mit einer nicht-heterosexuellen Orientierung in der Gesellschaft insgesamt fördern; gleiches gilt für Menschen, die sich nicht ausschließlich als Mann oder Frau definieren. Zu den regelmäßigen Veranstaltungen der Stiftung gehören die „Hirschfeld-Tage“ und die „Hirschfeld-Lectures“. Die Bundesstiftung ist eine symbolisch-kollektive „Wiedergutmachungsleistung“ durch den Staat für die Repression und Verfolgung gegen Homosexuelle während der NS-Zeit. Im Jahr 2000, während der Zeit der rot-grünen Regierung, scheiterte ein erster Anlauf der Stiftungsgründung am Bundesrat. 2011, unter Schwarz-Gelb, wurde die Stiftung schließlich errichtet.

 

5. Ort

Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V., Mohrenstr. 63, Mitte, 10117 Berlin

Die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft (Hirschfeld in Berlin) wurde 1982 von Mitgliedern der Schwulen- und Lesbenbewegung in West-Berlin gegründet. Sie widmet ihre Arbeit der Erforschung der Geschichte des Instituts für Sexualwissenschaft, der Geschichte der Sexualwissenschaft sowie der Sexualreformbewegung generell. Zu den zahlreichen Aktivitäten der Gesellschaft gehören unter anderem Publikationen, ein Archiv in der Mohrenstraße 63, Ausstellungen, Vortragsreihen und Gedenkveranstaltungen. Zudem setzte sie sich über viele Jahre hinweg - auch in einem Aktionsbündnis gemeinsam mit anderen Organisationen - für eine Magnus-Hirschfeld-Stiftung ein, die 2011 errichtet wurde.

 

6. Ort

Hirschfeld-Eddy-Stiftung (Menschenrechtsstiftung des LSVD), Chausseestraße 29, Mitte, 10115 Berlin

Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung des Lesben- und Schwulenverbandes in Deutschland (LSVD) wurde 2007 gegründet. Sie ist benannt nach Magnus Hirschfeld (1868-1935), dem Mitbegründer der ersten Homosexuellenbewegung sowie nach der Menschenrechtsaktivistin Fannyann Eddy (1974-2004) aus Sierra Leone. Eddy setzte sich für die Rechte von Lesben und Schwulen in ihrem Heimatland und anderen afrikanischen Staaten ein. Die Hirschfeld-Eddy-Stiftung unterstützt unter dem Slogan „Wir haben etwas gegen Homophobie: Die Menschenrechte“ den internationalen Kampf für die LSBTI*-Menschenrechte. Sie setzt sich für eine Vernetzung von Politik, Nichtregierungsorganisationen (NGOs) und Wissenschaft ein: Hirschfeld-Eddy-Stiftung.

 

7. Ort

Forschungsstelle Archiv für Sexualwissenschaft, Humboldt-Universität zu Berlin, Institut für deutsche Literatur, Dorotheenstraße 24, Raum 3.427, Mitte, 10117.

Die Forschungsstelle Archiv für Sexualwissenschaft wurde 2012 gegründet und ist am Institut für deutsche Literatur der Humboldt-Universität zu Berlin angesiedelt. Sie will das auf die Zeiten von Magnus Hirschfeld zurückgehende kulturelle Erbe der Berliner Sexualwissenschaft pflegen und neubeleben im „Sinne der Geschlechterforschung (Gender Studies) und der Kritischen Heteronormativitätsforschung (Queer Studies)“. Dazu arbeitet die Forschungsstelle mit Bibliotheken, Archiven und Spezialsammlungen zusammen. Kooperationspartner sind das Grimm-Zentrum der Humboldt-Universität (Haeberle-Hirschfeld-Archiv), die Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld und das Zentrum für transdisziplinäre Geschlechterstudien (ZtG). Der Archivbestand befindet sich in der Universitätsbibliothek, Jacob-und-Wilhelm-Grimm-Zentrum, Geschwister-Scholl-Straße 1/3, Mitte, 10117 Berlin

 

8. Ort

Spinnboden Lesbenarchiv & Bibliothek e.V., Anklamer Straße 38, 2. Hinterhof / 3. Aufgang / 2. Stock, Mitte, 10115 Berlin

Das von Magnus Hirschfeld gegründete Wissenschaftlich-humanitäre Komitee (WhK) war männlich dominiert. Zu den wenigen Frauen, die im WhK eine größere Rolle spielten, gehörten die feministischen Autorinnen und Sexualreformerinnen Johanna Elberskirchen (1864-1943) und Helene Stöcker (1869-1943). Dass solche Pionierinnen nicht in Vergessenheit geraten, dafür sorgt in Berlin auch das Spinnboden Lesbenarchiv. Das Projekt begann in den 1970er Jahren, es geht auf die Frauengruppe der Homosexuellen Aktion Westberlin (HAW) zurück. Die begann vor rund 40 Jahren, zunächst Plenumsprotokolle, Flugblätter und Zeitungsartikel zu sammeln. Nach eigenen Angaben bietet das Archiv heute mit einem Bestand von rund 14.000 Büchern, Zeitschriften, Videos/DVDs und Plakaten „die größte Sammlung von Zeugnissen und Spuren lesbischer Existenz europaweit“: Spinnboden.

 

9. Ort

Schwules Museum*, Lützowstraße 73, Tiergarten, 10785 Berlin

Fotos aus Indien, ein Koffer aus Hongkong, ein Gästebuch aus Frankreich, Geschirr und einen Reisepass von 1928 - diese Objekte und viele mehr aus dem Nachlass von Magnus Hirschfeld zeigte das Schwule Museum Berlin 2012. Titel der Ausstellung, die gemeinsam mit der Magnus-Hirschfeld-Gesellschaft e.V. veranstaltet wurde: „HirschFeldforschung“. Das Schwule Museum* wurde 1985 gegründet, war das erste seiner Art und gilt weltweit als eine der größten und wichtigsten Institutionen für die Archivierung, Erforschung und Vermittlung der Geschichte und Kultur der LSBTI*-Communities. Ausgangspunkt für die Gründung des Museums war die 1984 im Berlin Museum gezeigte Ausstellung „Eldorado - Homosexuelle Frauen und Männer in Berlin 1850-1950“, in der junge Wissenschaftler erstmals Forschungen zu homosexuellem Leben in dieser Form der breiten Öffentlichkeit präsentierten. Sie gründeten den „Verein der Freunde eines Schwulen Museums in Berlin e.V.“, der bis heute das Museum trägt. Seit vergangenem Jahr hat das Museum seinen neuen Sitz in der Lützowstraße 73: Schwules Museum*.